ZUR INSEL KIHNU, 27 Seemeilen südwestlich von Pärnu auf 58°08,54N und 24°01,35E vorhergesagter Wind heute: NW – N Stärke 3-4, später 4-5 Bft. Ruhiges Segeln heute, angenehm, nur im Pullover. Dann um 13.00 Uhr bringt Tallin radio gale warning (Sturmwarnung) für die Rigaer Bucht. Um 14.15 Uhr dreht dann auch schlagartig der Wind. Die flache Insel liegt schon vor uns, zum Glück, so starten wir den Motor und nehmen die Segel runter. Der Katamaran Hakuna Matata mit Dietmar läuft auch Kihnu an. Wir funken ihn an nachdem er immer kleiner wird hinter uns und hören, dass er sich in ausgelegten Fischernetzen verfangen hatte, Segel bergen und wieder ein Stück nach Pärnu zurück musste. Unser Momo-Skipper fährt extra weiter weg vom Ufer , weil er von den vielen Fischernetzen schon gehört und gelesen hat.

Im Sadam Kihnu sind wir das erste Boot in dieser Saison. Wir wollen anlegen. Hier geht es nicht, ruft jemand, der Steg ist noch nicht fertig! Emsig schrauben 6 Handwerker am Steg rum. An der Spitze des Stegs dürfen wir dann doch festmachen. Bis in den späten Abend wird weitergebaut und die Moorings in Reihe gesetzt. Jetzt legt noch eine Fähre an mit 5 Teer-Lastzügen und sofort wird der Schotterweg am Fähranleger geteert, das geht ruckzuck.
Solange wir den Baustellen beim Anlegerbier zuschauen, und auf unsere ersten tausend gefahrenen Seemeilen zurückblicken, legt der Wind tatsächlich zu. Der Hafen ist für diesen Nordwind mit Bft. 6-7 völlig ungeschützt. Für die Nacht bringen wir zusätzliche Leinen aus, trotzdem wird sie schrecklich. Lauter „Hackwellen“ klatschen aus der Ostsee herein und brechen sich an der Hafenmauer, der neue Steg quietscht und ächzt, die Fender knarren, unser Windgenerator will Strom für Monate machen. Der Wind nimmt nicht ab, so ist heute „Inseltag“. Morgens kommt mit der Fähre ein Minister samt Tross zur Einweihung des neuen Stegs.
Kihnu ist 7 km lang und 4 km breit. Wir radeln am Schilfufer und einem wunderschönen Strand entlang, durch duftende Fliederbüsche und endlosen Kiefenwald. Versträut liegen Holzhäuser und manchmal sehen wir auch ein paar einheimische, meist alte Frauen, die uns - so scheints zumindest, in ihrer Abgeschiedenheit hier nicht mögen. Wir ruhen uns kurz aus, kochen noch etwas, der Wind lässt nach und dreht auf NNW, so dass der Skipper sich spontan für eine Nachtfahrt entscheidet .