Leinen los 2007

Im Schärengarten von Gryt starten wir zum zweiten Teil unserer Reise rund um die Ostsee

Die Autorin mit Petroleumlampe und Laptop

Donnerstag, 26. 4. 07. Wir sind dann mal weg! Gestiefelt mit schweren Wanderschuhen und Segelanorak, dazu noch 2 x 20 kg Gepäck, für mehrere Monate, so fliegen wir mit den TUI-Flieger bei sommerlichen Temperaturen ab - nach Stockholm.

Der Flug ist herrlich, wir fliegen im blauen Himmel, unter uns unheimlich viele Flieger, schwarze Kondensstreifen hinter sich herziehend. Die Frühlingslandschaft im April 2007 sieht aus wie ein Patchworktepich in den Farben rapsgelb, grasgrün und dazwischen etwas erdfarbene Flicken. Aber schon nach einer Stunde ist die Natur um drei Wochen zurück. Wir fliegen über die breite Elbmündung und den Nord-Ostseekanal, sehen durch das linke Fenster unseren Hafen Sonwik in Flensburg und die Flensburger Förde, Erinnerungen werden wach..

Ruck zuck sind wir auch schon über den dänischen Inseln, heute sehen wir sie als Luftbilder. Von oben gesehen liegen die Inseln übersichtlich da. Rasch aufeinander folgen unter uns die Inseln Als, Fünen, Anholt und Lässö. Schon tauchen die ersten Schären, dann das Festland von Schweden auf. Pünktlich landen wir in Stockholm und stehen an der Gepäckausgabe neben Maid und Uwe Jorns. Welch eine Überraschung, sie hier wieder zu treffen, zuletzt haben wir uns kurz vor der spontanen Abreise aus Schweden in Stenskär getroffen. Heute müssen wir uns jedoch gleich wieder verabschieden.Wir müssen nach Süden, Jornsens nach Norden. Begrüßt werden wir noch vom König und der Königin, zu sehen in einer Großaufnahme im Flughafengebäude.

Endlich fahren wir auch mal Volvo (Mietwagen), leider auf dem schnellsten Weg durch die Stadt Stockholm, weiter die Hauptstraße 200 km Richtung Süden zur Werft in Hummelsvik bei Gryt, einem Dorf nahe der Stadt Valdemarsvik. Die Straße ist kilometerweit eingezäunt mit einem hohen Maschendraht, sicher wegen den Elchen. Einen sehen wir, jedoch weit entfernt am Waldrand. Erst in Valdemarsvik, abseits der Hauptstrecke finden wir unser Schweden wieder, mit den roten Holzhäuschen, verstreut auf den Schären liegend, dazwischen die Birkenwälder. Die Werft liegt wirklich wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen und tatsächlich läuft uns ein Fuchs dort über den Weg.

Im heutigen Gebiet um Gryt waren früher nur einzelne Schären zu sehen. Als sich im Laufe der Jahrhunderte das Land erhob, und Wasser sich zurückzog und der Boden fruchtbar wurde, begannen sich die Menschen während er Bronzezeit um 1500 v. Chr.hier anzusiedeln. Ein ungewöhnliches Bild: wie ein kleiner Fjord schlängeln sich die Äcker und Wiesen zwischen den Steininseln durch.

Die große Frage, wo liegt Momo? Letztes Jahr haben wir sie im Wasser verlassen, jetzt steht Momo im hintersten Eck der Kaltlufthalle! Dickens (wie Charles Dickens) sagt uns, dass sie Momo nicht so einfach aus der Halle holen könnten, da sie einen ganzen Tag beschäftigt wären die Schiffe vor uns auszuräumen und das ginge morgen, wie wir es gern hätten, nur vielleicht. Morgen ist ja Freitag und dann kommt Samstag, da wird nur kurz gearbeitet und am Sonntag gar nicht, am Montag hat der König Geburtstag, da ist Feiertag und am Dienstag ist 1. Mai und auch noch Feiertag, also am Mittwoch könnten wir wahrscheinlich raus mit unserem Schiff. Schöne Aussicht für uns, das heißt bei schönstem Wetter in der Halle tagelang arbeiten, aber warten wir mal ab, vielleicht.

Hier hat Momo Winterschlaf gehalten


Unsere Bed + Beakfast-Buchung im 8 km entfernten Örtchen Gryt (= Steinhaufen) ist der Hit. Ein großes rot gestrichenes Gebäude, Gryts Skärgardspensionat, mit einer 300 Meter langen Auffahrt. Ein Fasan rennt hier herum und bläht sich auf, sonst ist keiner da. Nur ein Zettel liegt in dem offenen Haus: Familie Moser Zimmer 25, Frühstück um 8.00 Uhr. Ganz allein in dem großen Haus setzen wir uns auf die Terrasse und essen unser vorher eingekauftes Knäckebrot mit einer Tube Kalles Kaviar und Käse. Beim Einschlafen hören wir noch den Fasan schreien.

Freitag früh um 8.00 Uhr wird die Tür zum Frühstücksraum aufgeschlossen und wir treffen jetzt unseren Gastgeber, Anders Anderssson, Landlord. Mit uns frühstücken noch drei junge Männer, die auch auf der Werft zu tun haben, sie polieren eine 30 m lange Rennyacht, die Hyundai.

Unser "Pensionat" in Gryt




Auf der Werft beginnen wir mal mit der Arbeit: Leiter suchen, damit wir überhaupt an Bord klettern können, Polster raus und aufs Dach legen, Werkzeug suchen, wo haben wir das denn versteckt? Am Unterwasserschiff den Rost abschleifen, Bob drauf streichen, spachteln und grundieren mit Interprotekt, der muss weitere 5 x gestrichen werden, morgen und übermorgen.Es ist schon toll, ein Boot das nicht rostet, stellt Uwe mit umherschweifendem Blick auf die Kunststoff-Bavarias fest. Das sagt er aber nur heute. Nachdem es mit dem „vielleicht“ nicht geklappt hat, können wir uns jetzt auf Malerarbeiten in der Halle konzentrieren

Wir haben zum Glück ja gesagt zum Abendessen um 18.00 Uhr im Pensionat, so müssen wir jetzt pünktlich die Werft verlassen. Es schmeckt sensationell. Ein Spaziergang durch die Schären ist heute auch noch drin. Zwei Fasane rennen schon wieder herum und ein Auto mit Spikes überholt uns (war wohl erst Winter hier, Spikes gibt es bei uns in Deutschland seit 30 Jahren nicht mehr). Es ist hier auch noch lange nicht so grün wie daheim, Hundsveilchen, Schlüsselblumen, Anemonen und Tulpen. Es ist aber wesentlich länger hell abends..




Um 4.00 Uhr morgens wird es schon langsam hell, und ab 6.00 Uhr scheint die Sonne ins Zimmer. der Fasan ist auch schon wach. Wieder geht pünktlich um 8.00 Uhr die Frühstückszimmertüre auf. Unsere Arbeiten am Schiff gehen auch am Samstag zügig weiter: grundieren, schleifen, jetzt am blauen Schiffsrumpf, usw. usw.. Wichtig, pünktlich zum Abendessen ins Pensionat, es gibt Fischauflauf mit Kartoffelpüree überbacken, wieder ganz super gekocht von Ingela und Anders.

Das ist für fünf Tage unser Arbeitsplatz

Erinnerung an einen Stein vor Bornholm

Antifouling, der Unterbodenschutz fürs Schiff

Am Sonntag streichen wir den Treatmaster neu, das ist der rutschfeste Belag an Deck, ich sehe nur noch Waffelmuster, auch unser Knäckebrot Falu Rag-Rut hat diese Waffel- bzw. Treatmasteroptik. Es ist eine Strafarbeit heute. Gleichzeitig streicht Uwe die Teakleiste am Süllrand mit Klarlack, ja nicht hinfassen!. Abends, als die Schweden weg sind, die heute auch an ihren Schiffen gebastelt haben, lackieren wir die zerkratzten und aufgeplatzten Stellen am blauen Rumpf. Uwe hatte die Stellen zuvor geschliffen, gespachtelt und grundiert und zu Flicken abgeklebt. Wir kommen zu spät ins Pensionat, aber die neue Mannschaft vom Rennboot, ganz nette Typen, mit dabei der Skipper und drei aus der Crew, haben sich aber auch verspätet.


Die Hyundai ist 30 m lang, der Mast 41,5 m hoch und Tiefgang hat sie 4,5 m

Gitti dreht eine Proberunde

Der Skipper erklärt sein Boot

Montag, 30. April,
Feiertag, vor den Häusern hängt heute die große Flagge. Der schwedische König hat Geburtstag. Ursula und Tommi haben heute auch Geburtstag. Wir haben ganz andere Sorgen heute: unsere Gasflasche ist leer und muss getauscht werden. Da wir mit Gas auch heizen an Bord, ist das bei 2 Grad in der Nacht verdammt wichtig. Mit dem Volvo fahre ich los und komme unverrichteter Dinge wieder zurück, niemand hat diese Flasche mit dem deutschen Anschluss, vielleicht in Kalmar oder Stockholm bekomme ich als Tipp. Das halte ich für einen Witz. Abends gehen wir auf Empfehlung unseres schwedischen Gastgebers zum Walpurgisfest (Valborgsmössofirande) auf eine Schäre in Strömmen. Es gibt Ansprachen und wir verstehen nur Maiblomer und Tyskland, eine Gesangsguppe singt Frühlingslieder, ein riesiges Feuer wird angezündet und die vielen Kinder sind begeistert und zündeln mit langen Schilfgräsern. Am anderen Ufer wird noch ein Feuerwerk gezündet. Kalt ist es, selbst im warmen Anorak.

Der König hat Geburtstag

Walpurgisnacht in Gryt

Am 1. Mai fahre ich gemütlich los mit zwischen 70 und 110 Stundenkilometern, die E22 nach Kalmar. Im Schiffszubehörladen dort im Hafen bekomme ich unsere Gasflasche getauscht, allerdings zu einem horrenden Preis. Schnell noch die Schmutzwäsche in der Tvättmaschine am Hafen gewaschen, (die kenne ich noch vom vergangenen Jahr) solange im Supermarkt einkaufen und gleich wieder zurück nach Gryt. Erst jetzt bemerke ich, dass die „Designerlampen“ an den 70 km Stellen Blitzlampen sind. Die Strecke ist landschaftlich sehr schön, viele Elchschilder sehe ich, aber keinen in Echt. Zurück, ich kann es kaum glauben, alle Schiffe vor Momo sind weggeräumt und morgen kommen wir endlich raus. Pünktlich um 18.00 Uhr zurück zum Lachsessen. Anders und Ingela haben für uns 6 Leute einen großen ganzen Lachs aufgetischt.

Mittwoch, 2. Mai,
der letzte Tag mit Auto! Also einkaufen, Tomater und Gemüse aus dem großen Gewächshaus neben dem Pensionat und aus Valdemarsvik vom Hemköp weitere Vorräte mit 3,5 %ige Bier und Ramlöser-Sprudel. Der Kofferraum ist voll. Statt mit 70 fahre ich mit 100 km durch den Birkenwald und lasse den Wind durchs Fenster. Hinter mir hält aber ein Lieferwagen locker mit. Plötzlich höre ich ein Knacken rechts im Wald, mein Fuß bremst reflexartig, jedoch mein Kopf scheint zu träumen, direkt vor mir quert ein Elch, riesig ist der, die Fahrbahn, er ist nicht sehr schnell, trotzdem bin ich nicht geistesgegenwärtig genug, ein Bild von ihm zu schießen. Ab sofort fahre ich langsamer, sollen doch alle warten, Uwe steht schon mit dem Anlegerbier vor der Werfthalle. Statt Abendspaziergang gibt’s heute nochmal Arbeitsdienst, den Mast putzen und fetten, solange er noch flach auf den Böcken liegt.. Kalt, 1 Grad!

Donnerstag 3. Mai.
Wir schließen uns heute mit der Frühstückszeit um 7.00 Uhr der Renncrew an und verlassen Anders und Ingela vom B+B Skärsgarden.Sauwohl gefühlt haben wir uns in dem Haus, das Essen, frische Hausmannskost, sucht seinesgleichen, und noch die Extra“Würste“ für mich Vegetarier. Momo schon draußen, jetzt ging`s aber schnell! Der Volvo muss nach Norrsköpping zurückgefahren werden zu Hertz. Wir laden das Faltrad in den Kofferraum, das stelle ich an der Bushaltestelle in Gryt ab. Leider muss ich nochmal zurück und den Sattel holen. Ich verpasse meinen Bus in Norrsköpping, weil ich die Autovermietung nicht gefunden habe. Eineinhalb Stunden später, es scheint Schulschluss zu sein, fahre ich mit dem Bus los, voll mit Schülern. Die steigen dann auf der Strecke Norrsköpping – Valdemarsvik in den vereinzelt liegenden Häusern und Ortschaften, meist abseits der Hauptstraße und oft einzeln aus. Bestimmt 50 Haltestellen sind das. An der Haltestelle in Gryt steige ich aufs Fahrrad (zum Glück mit Sattel) um und radle die 8 km bei Gegenwind zur Werft. Bei meiner Ankunft abends muss ich Momo suchen, sie liegt im Wasser, Mast ist gesetzt und der Skipper ist beim Tee trinken. So lange ich unterwegs war hat Uwe den Werftarbeitern geholfen, das Schiff ins Wasser zu bringen, den Windgenerator wieder aufstellen, die Wanten spannen. Dann kam noch Anders zu Besuch und die zwei haben sich bei Bier eine Stunde lang recht nett unterhalten.


Momo geht zurück in ihr Element

Freitag und Samstag möchten wir die Segel anschlagen, damit wir wieder ein richtiges Segelboot sind, es ist aber zu windig. Es gibt noch tausend andere Dinge zu tun,wie Winschen zerlegen, in Öl putzen, fetten und wieder zusammenbauen (8 Stück haben wir an Bord und eine Stunde braucht man für eine Winsch), Wetterprogramm und Karten installieren, Wetter verfolgen, emails abrufen.

Winschen reinigen ist eine fettige Angelegenheit

Und dann treffen wir Dietmar (einen Neuen, nicht Dietmar von der Hakuna Matata). Wir sprechen ihn in seinem neu gekauften, gebrauchten, 12,50 m langen und 30 Jahre alten englischen Schiff an. Er erzählt, dass er das Schiff von hier nach Travemünde überführen möchte, er hätte aber nur 7 Tage Zeit dazu. Der Onkel ist noch dabei, der wird in Travemünde das Schiff innen restaurieren. Gerade ist der Bruder als weiteres Crewmitglied noch eingeflogen. In vielen hundert Stunden Arbeit wird das Schiff bestimmt gemütlich. Dietmar ist glücklich, dass jetzt auch der Motor, der drei Jahre nicht gelaufen ist, funktioniert nach Startproblemen.
Ob er in unsere Karten schauen dürfte fragt Dietmar, er hätte nur die vom früheren Schiffseigner und da fehlt ein Stück, kein Problem meint Uwe und sie schauen und besprechen die Möglichkeiten von hier weg zu kommen, Ziel Travemünde,.also Richtung Süd. Das Wetter ist für diesen Trip denkbar ungünstig, Windrichtung Süd mit Böen bis Windstärke 6-7. Später kommt Dietmar nochmal zu uns, er hätte ein neues GPS, da könnte ihm Uwe doch sicher mit seiner Erfahrung helfen. Er könne das aber überhaupt nicht bedienen. Mit Blick aufs Wasser meint er zu der Südumfahrung es sei eine Fahrwassermarkierung, dabei stellt sich heraus, dass er die Kardinaltonnen gar nicht kennt. Dietmar ist Personalberater und hat an einem Chartertörn gefallen gefunden, sich das Schiff gekauft, bei dem ihm vor allem die „Linie“ gefallen hat. Wahrscheinlich hat er auch einen Segelkurs gemacht, aber an diesen Törn mit einem ihm fremden Schiff ist er total locker und unbedarft ran gegangen und ist jetzt überfordert.. Nach unsrem Crashkurs in Sachen Navigation startet er morgen früh um 6.00 Uhr in Richtung Visby auf Gotland („Die Position muss ich j nicht so exakt eingeben ,Visby ist ja eine große Stadt, die kann man ja nicht verfehlen“)

Bei uns hat es dann am Sonntag geklappt mit den Segel anschlagen, die Mücken aus Gotland kleben noch am Klüver. Die Renovierungsarbeiten am „Haus“ sind erledigt, segelbereit sind wir auch, jetzt fehlt nur noch die „Maschinenwartung“. Der Salon (unser Wohnzimmer) sieht aus wie eine Werkstatt. Sämtliches Werkzeug liegt herum, der Niedergang ist abgebaut und der Motor liegt offen da, der „Maschinist“ tauscht den Kraftstofffilter, den Kraftstoff-Wasserabscheider und den Impeller aus, pumpt Öl ab und füllt frisches auf.

Abends um 21.00 Uhr erreicht uns ein Anruf von Dietmar aus Visby, Gotland. Nach 14 Stunden (es sind aber nur 53 Seemeilen) ist er angekommen. Bei starkem Wind und dem starken Seegang , so erzählt er, wollte keiner von seiner Crew aufs Vorschiff um zu reffen, so hätten sie alles so gelassen und einfach die Segel gefiert, auch wäre immer das Wasser zur Küchenspüle hochgekommen, so dass er ständig Wasser schöpfen musste. Unterwegs und vor allem bei Seegang müssen alle Seeventile, zugemacht werden, sonst drückt logischerweise das Meerwasser hoch. Dietmar hat aber die Seeventile auf seinem Schiff noch nicht gefunden. Erschöpf t will er jetzt erst mal einen Hafentag in Visby einlegen und danach sehen lassen, notfalls würde er die Löcher zu schweißen. Das zu Dietmar aus Travemünde.


unser letzter Abend in Gryt

Wir verlassen die Werft und Momos Winterlager

Montag 7. Mai
Leinen Los nach Gubbö Kupa, auf wärmste Empfehlung eines Einheimischen.. Die Insel ist nur 7 Seemeilen entfernt und als Eingewöhnungsschlag gerade richtig. Schon ein seltsames Gefühl wieder auf dem Wasser zu leben. Das Abschied nehmen von der Werft fällt uns leicht, sie verbrennen soeben ihren Müllberg, ein ätzender Gestank liegt in der Luft. Jetzt hatten wir sechs Wochen Sonne und zum Ablegen regnet es. Bei der Ausfahrt versuchen wir diesmal den +++ ++ + (Steine unter Wasser) auszuweichen und fahren genau nach Karte Slalom durch das Steinlabyrinth, das es wirklich in sich hat. Der Wind weht erst schwach, dann gar nicht mehr.

Das ist ein Ausschnitt aus dem "Übersegler". Die Seekarten mit denen wir navigieren, sind natürlich viel detailreicher. Aber man sieht auch hier, das ist eine ziemlich steinige Ecke!

Jede Tonne muss gewissenhaft abgehakt werden. GPS ist hier nicht besonders hilfreich.
tolle Wolkenformationen gibt es an unserem ersten Segeltag

Ein ganz tolles Licht mit einem irren Wolkenhimmel, blaues Wasser, Temperatur angenehm. Nur noch zwei kleine Steinhaufen vor „unserer Bucht“ gilt es richtig herum zu umfahren, dann sind wir drin. Ganz allein, rechts und links Steilufer, das Wasser so tief, dass man mit dem Bug ganz dicht ranfahren kann, zum rüberspringen. Nächstes Mal ziehe ich aber die Wanderstiefel an, mit den Bootsschuhen bin ich fast baden gegangen. An zwei kleinen Bäumchen mache ich die Vorleinen fest, Uwe hat beim Herfahren den Heckanker ausgeworfen. Das Boot steht fest. Nach einer Tasse Tee an Bord erkunden wir die Insel. Sie gilt als Klassiker unter den Naturhäfen im Gryt Skärgarten. Auf dem höchsten Gipfel von Gubbö Kupa steht eine uralte Bake. Die ganze Inselwelt von Gryt liegt vor uns ausgebreitet. Die Aussicht allein ist schon so wahnsinnig toll, wir bekommen jedoch noch eine irre Wolkenstimmung mit 2 Regenbögen dazu.(Ein kurzer Regenschauer verhalf uns zu dem Schauspiel.) Unser Sohn Florian ruft auf dem Handy an, aus Brooklyn NY nach Gubbö Kupa Skärgarten. An unterschiedlicheren Plätzen kann man sich kaum aufhalten! Durch den Urwald mit den verschiedenenartigsten Moosen, Wacholderbüschen und Kiefern geht`s zurück zur Momo, die in der verträumten Buch wartet. Uwe geht noch zum Angeln, aber außer einer Sardine fängt er nichts. Zum Glück!

gut geschützt liegt Momo in der Schärenbucht von Gubbö Kupa vor Heckanker direkt an den Felsen

so ein Glück braucht der Fotograf, dieses Licht und dann noch ein Regenbogen dazu...
die uralte Bake von Gubbö Kupa
Telefon aus USA

Dienstag 8. Mai
Anker auf, er ist schwer, schwerer Lehmboden hängt daran. Bei schwachem Westwind segeln wir, nur mit dem Klüver, gemächlich durch die engen Sunde. Lautlos, die Bäume auf den Schären laufen im Schritttempo vorbei, das Schreien der Vögel, die zurück vom Süden sind, ist richtig laut. Unser Ziel heute ist ein weiteres „must“, die Insel Harstena mit einem alten Fischerdorf. Harstena ist der Treffpunkt in Gryts Schärengarten und am Mitsommer geht hier die Megaschärenparty ab. Früher lebten die Fischer hier vom Robbenfang, die Robben wurden mit Knüppeln erschlagen. Wir finden, hier ist absolut tote Hose. Wir treffen nur einen Mann mit Hund, der aussieht wie ein Schaf,der Hund. Ein Arbeiter verlegt Holzterrassen über die schönen Schären, sonst ist niemand zu sehen.

auch in Harstena ist Momo ganz allein

unsere kleine Elchkuh von Harstena, gar nicht kamerascheu





in Harstena geh im Sommer der Punk ab, jetzt ist noch tote Hose

Das Dorf ist ein richtiges Schärendorf, keines der roten Häuschen braucht ein Fundament, jedes steht auf seinem Kullerstein. Idyllisch, verrottete Holzboote, Schilfgras, Wiesen, Tulpen, Wasser und nur rote Häuschen. Nach der Wanderung machen wir es uns im Schiff gemütlich, als plötzlich ein Mann an Deck steht und meint, wir sollten mal schnell schauen, am Ufer steht ein Elch. Sofort Kamera und Filmkamera zur Hand und – tatsächlich, 10 Meter vom Schiff weg steht ein Elch! Es sei nur ein Elchkalb, ein kleines (2 m hoch), meint der Schwede, aber immerhin. Die Elche schwimmen vom Festland hier herüber und gehen einfach im Ort spazieren. Auch unser Elchbaby ist gar nicht scheu und sehr an uns interessiert, es lässt sich geduldig knipsen. Die Reise hierher hat sich schon wegen des Elchs gelohnt!