Von Tallin bis Kemi

Wir sind ganz im Norden angelangt - die weisse Linie zeigt die zurückgelegte Strecke

Wir kommen! Sea of Archipelago und Gulf of Finland

Der Finnische Meerbusen und das Meer um das Archipel sind für die meisten Segler unbekannte Gewässer. Nach den Wikingern durchzogen die Händler der Hanse mit ihren Koggen und die Könige und Zaren mit ihren Kriegschiffen dieselben Gewässer. Heute ist das Navigieren einfacher, es gibt besseren Seekarten und ausgelegte Fahrwassermarkierungen. Aber es ist immer noch was besonderes für einen Segler, wenn er sich zwischen die tausende von Inseln begibt.

unsere Route von Tallin bis Kemi

KURS SUOMI, HELSINKI. Am 15. 6. 06 um 10.20 Uhr verlassen wir Tallin. Nach der Aussteuerung der Talliner Bucht passt der Nordwestwind optimal und wir segeln mit 6 bis 7 Knoten durch bis vor Helsinki. Der Schiffsverkehr ist enorm, Containerschiffe, Fähren, Schnellfähren, Segelboote und Motorbote begegnen uns jetzt ständig. Es kostet Nerven, unsere Kurshaltepflicht durchzuhalten, im Glauben, der große Pott weicht auch wirklich aus.

Um 16.29 Uhr, 3 Seemeilen hinter dem Leuchtturm Helsinki (er markiert den Beginn des Fahrwassers zum Hafen im Zentrum), überqueren wir den 60. Breitengrad und stossen mit einem Gläschen Sekt (ausnahmsweise Alkohol unterwegs) auf das Ereignis an. Kurze Zeit später, der Wind legt unnötiger Weise zu, erreichen wir den Zollanleger. Hier müssen wir anlegen und einklarieren. Der Zöllner erzählt, dass er am Sonntag nach Stuttgart zur Fußball WM fliegt.


Jetzt heisst es noch den Stadthafen Katamanjokka zu finden. An der Silhouette von Helsinki geht es vorbei, zwischen kleinen Schären durch. Das Fahrwasser ist bunt bespickt mit Spieren und Umfahrungen in alle Richtungen. Um 19.00 Uhr sind wir fest an einer Boje im Stadthafen Katamajonka. Welch toller Anblick! Einen krasseren Gegensatz kann es nicht geben zu unseren letzten Häfen. Wir liegen mitten in der Stadt, umgeben von klassizistischen Gebäuden und zwischen alten Segelbooten. Eine der goldenen Kuppeln der Uspenski Kathedrale (die größte orthodoxe Kathedrale außerhalb Russlands) glitzert auf MOMO herab.


die berühmte Stadtansicht von Helsinki

Katamanjoka, unser Liegeplatz mitten in Helsinki

Im Hafengebäude gibt es eine schöne und große finnische Sauna, die wir auch gleich ausprobieren, ganz allein! Zurück beim Schiff, es ist inzwischen 23.00 Uhr, behauptet ein ankommender finnischer Skipper arrogant, dass wir an seinem Platz festgemacht haben. Kein Schild weist aber darauf hin und wir bleiben, legen nur unsere Leinen etwas enger. Der Finne quetscht sich dann dazwischen. Wir hoffen, dass dieser Typ eine Ausnahme-Finne ist.



der weisse Dom
Keilerei um eine Eiswaffel

der Marktplatz, das Zentrum von Helsinki

Gleich morgens schauen wir uns in der großartigen blitzsauberen Stadt um. Nur zweihundert Meter von der Momo weg, vorbei am Parlamentsgebäude und der Uspenski Kathedrale, dann sind wir schon auf dem Kauppatori (Marktplatz) und der Markthalle (Wanha Kauppahalli), sie stammt noch aus der Zarenzeit, gebaut 1891. Hier wird nur das Allerfrischeste und Beste angeboten! Wir staunen, aber erst recht über die Preise, wir sind verwöhnt von Lettland und Estland. Wir leisten uns zwei neue Töpfe Basilikum.

Mit dem 3-Tages Bus- und Bahnticket, setzen wir uns in die Straßenbahnlinie 3 T und lassen Haltestelle für Haltestelle die lebhafte Stadt an uns vorbeiziehen. Im Kaufhaus Stockmann (dem größten Skandinaviens) suchen wir die Akademische Buchhandlung auf, um noch neue finnische Karten zu kaufen. Wir flanieren die Esplanadi mit den vielen Geschäften und Cafes rauf und runter, gehen über den Senatsplatz zum weißen Dom mit der großen Treppe davor.

Weiter zum Museum of Modern Art. Es gefällt uns von der Architektur und die Ausstellungen sind auch zum großen Teil toll. Um 20.00 Uhr fahren wir noch mir de Straßenbahn zur Felsenkirche (Temppeliaukion kirkko), da wird ein Orgelkonzert gespielt von Händel und Bach. Etwas schwer für den heißen Abend, aber super. Die Felsenkirche ist rund in den Fels (Schäre) gesprengt, die Wände sind nackter Fels geblieben, man sieht noch die Sprenglöcher. Das runde Dach aus Glas und Kupfer, alles sehr nüchtern, aber edel, ideal für Konzerte.

Abends treffen sich die Menschen auf der Wiese im Esplanadenpark, viele mit einem 12-Pack Bier. Hier spielen auch die verschiedensten Musiker.


auch für die Damen gibt`s was in Helsinki
zwei nette finnische Jungs
ein Selbstportrait der Momo-Crew
abends um 11 steht die Sonne noch hoch
Museum of modern art

Mit der Fähre fahren wir zur Festungsinsel Suomenlinna. Sie ist auch im Weltkulturerbe aufgenommen. Die Seefestung ist im 18. Jh. gebaut worden, als Finnland noch zum Schwedischen Reich gehörte. Zur Zeit der russischen Herrschaft im 19. Jh. kamen die westwärts gerichteten Geschütze auf den Wällen dazu.

Die Festungsanlagen und Garnisonsgebäude beherbergen Wohnungen, Werkstätten, Festräume, Gaststätten und Museen. Suomenlinna ist ein Stadtteil Helsinkis und hat 900 Einwohner. Sie wohnen hier in einer Idylle inmitten der Festung: Kirche, Laden, Brauereirestaurant, Schule, Bücherei , uniformierte Marinesoldaten und spielende Kinder und die Besucher natürlich - die Fähre liefert ständig Nachschub.



Kasernengebäude auf Suomenlinna

unser Liegeplatz mitten in Helsinki


auf der Festungsinsel Suomenlinna


Am 19.6. kommen Isabell und Kalle aus Schweden, sie werden uns die nächsten Tage auf der Momo begleiten. Abends noch fröhliches Grillen mit Dietmar auf dem Hafensteg, unterhalb der Terasse des noblen Restaurants, da kennen wir nichts.