




Um 4.00 Uhr morgens flaut der Wind ab, es entsteht jedoch eine fürchterliche Dünung und wir gondeln auf den Wellen auf und ab, die Segel schlagen und mit Motor geht’s noch unruhiger. Mist, und die Fischer spielen uns auch noch einen Streich. Sie haben hier die Netze an der Oberfläche liegen mit Styropor Auftriebskörpern und miserabel gekennzeichnet. Wir fahren zweimal mittendurch. Unser Kiel ist aber so geformt, dass sich ein Netz am Ruder und Motor nicht so schnell verfangen kann. So ein Schreck, sich plötzlich im Netz zu finden. Aber alles geht gut!
Inzwischen fallen mir sogar am Steuer immer wieder die Augen zu, so machen wir um 9.30 Uhr Stop auf Bredskär, 22 Seemeilen vor Vaasa. Nur noch schlafen!
Um 15.00 Uhr sind wir wieder fit und lassen uns bei Windstärke 7 durch das extrem flache Wasser zwischen Tonnen hindurch blasen, ein Glück dass wir vorher geschlafen haben, es wird ziemlich hart. Das Gebiet hier nennt sich Kvarken und erstreckt sich zwischen Umea und Vaasa. Dies ist die engste Stelle im Bottnischen Meerbusen zwischen Finnland und Schweden. Die Inseln sind noch flacher, Bäume stehen meist drauf, oder es sind Grasinseln, oder aber nur Hinkelsteine wie von Obelix. Das Wasser um diese Landschaft herum ist noch flacher wie wir es schon gewohnt sind, oft nur Pfützentief, das Navigieren muss sehr ernst genommen werden. Kaum vorstellbar, dass eine riesige Wasserfläche nur 1 – 2 m tief sein kann!!! Manchmal glaubt man mitten im Wasser einen Walfischrücken zu sehen, dies ist aber ein Stein.
Der Skipper navigiert im Cockpit mit der Karte und möchte, dass ich auf den zweiten Kamin zusteuere. Ich sehe in der Silhoutte verstreut ca.8 Kamine und frage nach (ich möchte ja nicht über einen Stein fahren), ob er den hinter den Bäumen meint, „den zweiten habe ich gesagt“, kommt gereizt als Antwort. Der Erste ist aber in meinen Augen ein Kraftwerk. Die Nerven liegen blank. Auf jeden Fall, das ist so ein kurzer Moment, wo ich gerne eine Fähre nach Hause nehmen würde.
Endlich angekommen in Vaasa hilft uns der Hafenmeister beim Anlegen und begüßt uns auf deutsch „Willkommen in Finnland“ und „ich ziehe gleich die Deutschlandflagge hoch“, zeigt uns die komfortablen Dusch- und Aufenthaltsräume mit Waschmaschine, Trockner und Fernseher.Finnischer Zeit um 22.00 Uhr kommt wieder mal Fußball: Deutschland-Italien, das müssen wir natürlich sehen. Wir verlieren leider in der Verlängerung, aber inzwischen ist der 5.7. und ich habe Geburtstag. Deshalb darf ich auch am frühen morgen zur Feier des Tages auf den Mast um die Salinge einzusprühen und zu fetten, die haben fürchterliche geknarrt, jetzt ist es gut. Wir lernen Lilli und Schorsch vom Nachbarboot (Schweizer und Dortmunder) kennen, sie geben uns noch viele Tipps mit auf den weiteren Segelweg. Die beiden sind bestimmt schon 70 und segeln jedes Jahr auf der Ostsee, entdecken ständig Neues und kennen auch schon jede Tonne auswendig, Lilli lernt sogar finnisch. Die finnischen Worte sind für uns die reinsten Zungenbrecher. Nur „Otto“ ist einfach, das ist in Finnland der Geldautomat.