Kemi, der letzte Hafen in Finnland. Hier möchten wir bunkern. Es soll einen Lidl geben. Aber ein harter Tag liegt vor uns, Windstärke 6 mit Böen 7, unangenehmer Seegang, 2 Meter hohe Wellen, zusammen mit einem schwer steuerbaren Vorwindkurs. Der Autopilot wird geschont, wir steuern den ganzen Tag von Hand und müssen da einfach durch . Kleidung heute: Faserpelz, Anorak, Schwimmweste und das obwohl die Sonne scheint. Die Wellen schaukeln uns hin und her, ich fange an zu gähnen, das ist ein schlechtes Zeichen. Der Skipper dagegen steuert unentwegt. Mittags opfere ich mich und koche mühsam eine Parsakeittosuppe.

Einen Vorteil hat der starke Wind, er bringt uns schnell nach Kemi. Der Hafen ist schön und auch hier hilfsbereite Finnen beim Anlegen, außerdem bekommen wir eine Welcome Tüte mit Zeitungen und Stadtplan drin. Nett. Hier eine Überschrift aus der Zeitung: „Eräänäpäevänä merelle ajelehti...“ Ich bin nicht auf der Tastatur hängengeblieben! Im Reiseprospekt steht: „Die reine und grüne Natur der Bottenwiek ist ein äusserst entzückendes Erlebnis auf Ihrer Segelfahrt. „und für den Winter: „Die riesigen Eisebenen der Botenwiek erreichen Sie am besten mit Motorschlitten, Skis und Hundeschlitten“. Das heißt, das flache Wasser über das wir jetzt segeln ist dann komplett zugefroren. Auch auf dem Eisbrecher Sampo kann man sich im Winter einchartern, wir haben ihn im Vorbeifahren im Hafen stehen sehen.

Für den 10. Juli ist nochmal Starkwind angesagt, so verschieben wir die Fahrt nach Haparanda und gehen zum Lidl, Nürnberger Rostbratwürstl kaufen, es gibt neben den deutschen Produkten aber auch das übliche süße finnische Brot und Pfannkuchen mit Roter Beete, Hedelmämsly, Juustopasta-ateria, Kosteuspyyhe laj., Täytesuklaapatukka, Ruisnäkkileipä, auch brauchen wir Jäävuorisalaatti. Ich muss jede Packung dreimal umdrehen, der Skipper regt sich auf. Sonst gibt’s in Kemi breite Straßen und Häuserblocks mit darin versteckten einfachen Ladenpassagen, vom Stadtbild her bietet Kemi nichts Besonderes, im Gegensatz zur Landschaft, den mit Kiefern und Birken bewachsenen Inseln, dem blauen Wasser und dem intensiven Licht.

Stockholm Radio with the Gale Warning no. 279: Nothern Bay of Bottnia, south to south west wind 7- 11 ms in the afternoon increasing up to 14 ms ..... So vertäuen wir MOMO abends nochmal extra für den angesagten Starkwind, der dann in voller Stärke morgens um 4.00 Uhr loslegt, dass die Wellen bis in den Binnenhafen hereinlaufen und gegen die Schiffe klatschen. Es entsteht jetzt Hektik, jeder versucht sein Schiff noch besser zu sichern. Raus aus dem Hafen geht auch nicht, bei dem Flachwasser und der engen Betonnung unmöglich. Wir sind jetzt schon vier Tage hier und jede Stunde eine neue „Gale Warning“, wenn Regen und Sturm kurz nachlassen treffen sich die Skipper der festliegenden Boote zum internationalen Fachsimpeln über Wetter und Boote und Fahrtgebiete. Vielleicht geht’s morgen weiter? Vielleicht heute noch? Wir warten eine Lücke zwischen den Stürmen ab!