Kurs Skulte. Wir pflügen die 7,5 Seemeilen die Daugava runter, fahren Slalom zwischen Tüten, Brettern, Ästen, Kondomen und Flaschen. Wir machen einen Kreuzschlag Richtung Westen, damit wir den Kurs nach Skulte segeln können bei dem heutigen N-NW-Wind. Die Dampfer hinter uns spielen Versteck im Nebel, mal ist einer da, dann ist er weg. Bitte nicht schon wieder Nebel!! Wir schaffen es, wir laufen der Nebelwand mit 7 Knoten davon, wieder mit Schräglage von 25 Grad, da muss der Skipper immer 2-mal um eine Suppe bitten, bevor der Smutje in die Küche geht.
Die Kumuluswolken entwickeln sich zu Kumulusnimbus. Regenschauer. Wir sehen die ersten Blitze über dem Festland, holen an der Ansteuerungstonne die Segel runter und motoren in den lt. Handbuch idyllisch am Flüsschen Age gelegenen Holzausfuhr- und Fischereihafen, in dem es bei einem Sturm den Yachtponton in Stücke geschlagen hat, in dem es einen kleinen Holzsteg auf 3 m Wassertiefe gibt und die Möglichkeit an einem mit Autoreifen bestückten Anleger einer Werft festzumachen.
Der Holzsteg ist absolut zu klein für uns, der „Anleger“ ist ein Witz, den beschreibt am besten ein Foto. Wir sind da, das ist die Hauptsache, erleben aber einen Kulturschock. Ich bin im Schiff und höre wie Uwe draussen ein Kauderwelsch von Gespäch mit einem Letten versucht, englisch, lettisch, russisch und deutsch höre ich. Der Lette ist nämlich eigentlich auch Fotograf, bastelt mit Uwe zusammen etwas wie eine Steckdose, was wir aber nachher nicht verwenden, da es in unserer Schalttafel fürchterlich kracht. Wir dürfen dann noch in die „Werfthalle“ schauen, die aber gar keine ist, es wird Tag und Nacht Pappe hergestellt. Später kommt er noch mit einem Beutel voll mit den kleinen Fischen ans Schiff, die Uwe aber dankend ablehnt, er mag sie nicht, sagt er.
Wir sind gerade beim Nachtessen um 20.00 Uhr, da besucht uns eine Dame, geschminkt, in enger Uniform, Röckchen und Blazer und ein Herr vom Zoll. Da es stark regnet bitten wir sie an Bord. Sie wollen unsere Einklarierung sehen, die Crewliste haben und wissen wie lange wir bleiben. Bei der Abreise sollen wir noch die Nummer 371 7955 150 anrufen und uns abmelden. Der Herr sagt immer seven eight , schreibt aber sieben neun. Uwe fragt of die 9 eine 8 sei, jetzt kommt er ganz durcheinander. Ich glaube der Zöllner sagt einfach eight zu 9. Wir werden sehen, ob wir am Telefon unter der Nummer jemand erreichen. Eigentlich wurde uns gesagt, dass wir bis zur Ausreise nach Estland keine Zollformalitäten mehr haben, egal. Wir helfen noch einem Katamaran mit nur einer Person an Bord, nämlich Dietmar, an unserem rostigen Anlelger festzumachen. Am nächsten Tag ist Sturmwarnung, ausserdem regnet es in Strömen, so bleiben wir an unserem rostigen Anleger hängen in Skulte bei Dauerregen. Der Kat fährt trotzdem heute. Dann, am nächsten Morgen beim Ablegen steht ein Typ (wahrscheinlich einer der Fischer, die gerade am Flüsschen ihre Netze waschen ) am Schiff, sagt freundlich good morning - und dann energisch: you have to pay. Er will 30 Lat, Uwe gibt ihm 25 Lat, was auch schon Hölle viel ist. An Hafenmeister gegen Quittung zahlen wir gern, aber dies war schon Mafia oder Piraterie.