Karlskrona, SY Momo wird heute einlaufen! (8. Mai)
Vor dem Auslaufen wie immer die Checkliste durchgehen: Navigation und Wegpunkte gemacht, Wetterbericht abgehört, Liegeplatz bezahlt, Muell weg, Wasser, evtl. Diesel aufgefüllt, Pantry klar, alle „fliegenden“ Sachen gesichert, Luken dicht, Seeventile zu, Kuehlwasserfilter kontrolliert, Seeventil auf, Maschinencheck, Stopfbuchsencheck, Batterieschalter Bugstrahl und Anker an,
Navigation und Funk angeschaltet, Anker klar, Rettungsinsel aufgeschlossen, Persenning weg, Winschkurbeln im Cockpit, Rettungswesten griffbereit, Gas aus, Landsrom weg?? Ablegen besprechen!
Der Wind passt nicht, so motoren wir durch den Schaerengarten von Blekinge. Der Tag vergeht mit Spieren, Baken, Tonnen, Leuchtfeuer und andere Markierungen suchen. Auf der Karte erkennt man Steine und Inseln, jede für sich ganz eindeutig, vom Schiff aus ergibt es immer ein anderes Bild, je nachdem wie man auf die Hoecker (Inseln) zufährt, schieben sie sich ineinander - von weiter weg sind mehrere Inseln, nur eine Linie – und wo geht es jetzt dazwischen durch? Erst im letzten Moment sieht man manchmal die Durchfahrt. Es hilft nichts, Stein für Stein muss identifiziert werden, exakt muss an den grünen und roten Markierungen durchgefahren werden, manchmal ist rot an steuerbord, grün an backbord, dann wieder wechselt die Richtung, also genau die Karte lesen, sonst rumst es.
Um 11.45 drehen wir Kreise vor der Hassloebron Bridge, sie ist für uns zu niedrig zum Durchfahren, per Funk über Swedish Naval Control South lassen wir sie fuer uns oeffnen. Vor Karlskrona fahren von allen Seiten schwere Kriegsschiffe herbei, eins passiert uns direkt und wir gruessen es indem wir unsere Nationale „dippen“ , jetzt muss, so ist es der Brauch, ein Matrose vom vorbeifahrenden Kriegsschiff auf die Brücke und zum Gruss die schwedische Flagge herablassen und dann wieder hochziehen. Das macht dem Skipper der Momo jedesmal Spass. Wir laufen am nachmittag in Karlskrona im Innenhafen bei Windstaerke 6 und unruhiger See im Hafen ein, es wird ein stressiges Anlegemanöver zu zweit. Wir brauchen heute extra Festmacher, der Wind laesst nicht nach und zerrt an den Leinen.
Nach dem wohlverdienten Anlegerbier wollen wir schnell zum emfohlenen Marinemuseum, es hat jedoch montags zu und heute ist Montag. Wir entdecken aber eine Halle, in der Bootsbauer uns zeigen, wie sie historische Fischer- und Segelboote originalgetreu nachbauen. Zwei Leute arbeiten an einem besonderen Ruderboot ein halbes Jahr! Es riecht toll nach Kalfater, Teer und Farbe. Auf dem Marktplatz vor der Eisdiele stehen 15 Leute in der Warteschlange, das muss was besonderes sein! Auf 6 Waffeleisen werden frische Eiswaffeln gebacken. Ich kaufe auch zwei Eis und bekomme einen Turm von 15 farbigen Kugeln drauf, das Maedchen hoert gar nicht mehr auf zu tuermen, das war das beste Eis ueberhaupt.
Die Nacht ist unruhig, wir legen einen Hafentag ein. Das Museum muss man anschauen berichtete man uns - aber was sagt das schon aus? Tragisch waere es gewesen, ohne den Besuch des Museums weiterzureisen, wir glauben, dass es so ein tolles Schiffsmuseum nicht noch mal gibt auf der Welt. Man erlebt richtig die Geschichte der schwedischen Flotte von der Gossmachtszeit bis heute. Unter dem Museum kann man einen Tunnel durchlaufen, wo man bei klarem Wasser das Wrack eine Linienschiffs sieht. In der Gallionshalle befinden sich stattliche Originalskulpturen, die einst die Schiffe der Flotte Gustavs III schmückten, jede 4 bis 6 Meter hoch, die haengen in einem Glashaus, in diesem Rahmen werden auch Klavierkonzerte gegeben. Man sieht und hört (Geraeusche) das Leben an Bord, Seeschlachten, Navigation, Schiffsbau mit Modellen von 1752, Dampfkessel, Kanonenboote, U-Boote und ein Kino in dem gerade ein U-Boot-Filme kommt. Das Kino, so schön, klein, mit weinroten Sesseln – wie bei „Koenigs“.
Das moderne Gebaeude mit Fenstern nach allen Seiten (zum Meer hin, zu den Schiffen auf dem Wasser) wirkt dadurch transparent. Ich kann es wahrscheinlich nicht in Worte fassen, es passt alles, bis ins kleinste Detail, das Museum ist lebendige Vergangenheit, perfekt in Szene gesetzt.
Karlskrona (60 000 EW.) war bis 1997 eine verbotene Stadt, da dies der Haupthafen der schwedischen Kriegsmarine ist und die Russen staendig spioniert haben. Es gibt jetzt noch in dem Schaerengarten vor Karlskrona, der aus 1650 Inseln besteht, Fangnetze für U-Boote. Heute, ist Karlskrona eine offene lebendige Stadt, auf 33 Inseln (Schaeren gebaut), verbunden mit Bruecken oder staendigem Faehrverkehr. In der Stadt dominieren gewaltige, aber schoene, in warmem gelb gestrichene Marinegebaeude, die rote Admiralskirche von 1685 steht noch, winzige Holzhaeuser der frueheren Matrosen, schoene Kirchen.