Farö ist eine kleine Insel noerdlich von Gotland und unser naechstes Ziel: 57°57'17,8 N und 19°04'91,6 E. Das Ablegen in Visby kostet Ueberlegung und Nerven. Aber das braucht der Segler sowieso. Nach den zwei Tagen Stadt zieht es uns wieder in die Natur. Die Sonne laesst sich nicht blicken, kalt und diesig, Wind und Flaute wechseln sich ab, Wellen schieben von hinten. In einem Flautenloch werden wir ueberfallen von 20 Millionen kleiner schwarzer „Doppeldecker“Muecken (sie sitzen paarweise aufeinander). Erst finden wir das ganz witzig, aber es kommt immer schwaerzer, voll, alles voll, Segel komplett, die ganzen Fallen, das Deck schwarz besetzt. Ich versuche sie abzukehren, aber es ist aussichtslos. Zum Glück frischt der Wind jetzt auf, und der Spuk ist vorbei.
Bei der Anfahrt des Hafens Lauterhorn sehen wir eine zerklüftete Küste mit Steinsäulen im Wasser. Wir sind um 18.00 Uhr in einem paradiesischen Fleckchen Natur gelandet, es regnet jetzt zwar, aber so waescht es jetzt die Fliegenleichen vom Schiff. Bis auf zwei Seenotrettungskreuzer, einen Fischer, ein finnisches Segelboot und uns ist niemand in dem kleinen, aber gegen alle Winde sicher geschuetzten Hafen.
Am Hafenbecken stehen ganz idyllisch 2 Trockentoilletten in ochsenrot und ein Telefonholzhaus. Wir entdecken noch eine unverschlossene Huette, neugierig mache ich auf. Innen liegt ein Gaestebuch auf dem Tisch, 2 Baenke daneben und ein offener Kamin mit Brennholz, dies ist sicher gedacht für Gaeste zum aufwärmen, goldig.
Am naechsten und uebernachsten Tag 19. + 20. Mai, bleiben wir noch auf der Insel. Wir wollen noch die Steinsäulen anschauen, das sind Raukare und Naturdenkmäler der Insel Faroe. Wir radeln an der steinigen Uferstrasse entlang zu den bizarr geformten riesigen Kalksteinsäulen. Sie sind uebrig geblieben, als Wind und Wetter über Zeitalter hinweg die weicheren Gesteinsschichten abgetragen haben, sie stehen jetzt am Ufer, zum Teil auch im Meer. Wir tauchen ein in ein bis zu 10 Meter hohes Steinlabyrinth, springen über Steinplatten hinaus aufs Wasser und auf die im Wasser stehenden Rauken, wo auch die Gischt sich bricht. Ueberall auf den Steinen sind versteinerte Korallen. Wir fahren noch ca 20 km auf der Strasse und werden gerade mal von 5 Volvos und einem Bus ueberholt. Vor den einsam stehenden Häusern sehen wir Volvos aller Baujahre. Am Strassenrand ueberall die Kalksteine mit den Versteinerungen und dazwischen wachsen Orchideen. Zwischen den Wiesenlandschaften kunstvoll gebaute Mauern aus den Platten und runden Steinen, im Wechsel aufgeschichtet. Im Kiefernwald landen wir in einer Sackgasse, wir muessen kuenftig auch zum Radfahren einen Kompass mitnehmen. Aus den Augenwinkeln sehen wir schwarze Schafe, viele Voegel, Graugaense, Fasane und in den Augen haben wir Mücken.