von den Alandinseln zurück nach Schweden

unsere Route von Mariehamn in Aland nach Nyköping

zur besseren Orientierung, hier mal wieder eine Karte mit der ganzen Ostsee

Donnerstag, 28. Juni. Der Regen hat nachgelassen, sogar die Sonne lässt sich blicken. Bevor wir Wurzeln ziehen, beziehungsweise Algen und Muscheln ansetzen, fahren wir endlich wieder los, nach MARIEHAMN. Ganz typisch hier sind die Schären mit den glatt geschliffenen roten, manchmal marmorierten Klippen. Die einzige Stadt Alands, Mariehamn, liegt auf der größten Insel, ganz durchzogen von Sunden, Seen, Buchten und oft durch Brücken mit einander verbunden. Sämtliche Fähren laufen regelmäßig den Västerhamn an, sie kommen aus Helsinki, Stockholm, Kapellskär und Turku, außerdem ist die Stadt beliebtes Ziel der Kreuzfahrtschiffe.
Aland ist eine autonome Provinz Finnlands mit Provinzialregierung. Es wird nur schwedisch gesprochen, als Ausländer verständigt man sich auf englisch. Aland hat eine eigene Flagge, eigene Briefmarken, eigene Autokennzeichen und die Internetdomain ist .ax. Über 6500 Inseln gehören zu Aland, 65 davon sind bewohnt, die Gesamteinwohnerzahl beträgt 26.900, davon leben allein fast 11000 in Mariehamn. Wir segeln erst hoch am Wind, mit ordentlich Lage und kommen bei Windstärke 4-5 flott voran. Der Westwind legt zu auf Stärke 5, da entdecken wir, dass unser RADARREFLEKTOR, der oben am Mast angebracht ist, rumbaumelt. (Der Reflektor sieht aus wie eine Röhre von 60 cm Länge und einem Durchmesser von ca. 9 cm.) Er schlägt wild hin und her, hält noch am oberen Ende an einem Kabelbinder, aber wie lange noch? Es nervt, einmal verlieren wir ihn nicht gerne, zum anderen könnte er uns auf den Kopf fallen. Ständig gehen unsere Blicke nach oben. Am Leuchtturm Storgrund müssen wir gegen den starken Wind, der Skipper holt die Segel ein, wir fahren mit Maschine. Zum Aufkreuzen ist es hier zu eng. Auf und ab geht unsere Fahrt bei dem Seegang, die entgegenkommenden Segler können dagegen relaxed vor dem Wind segeln. Wir kommen an unserem Lieblingshafen Rödhamn (siehe 2006) vorbei, während der Radarreflektor immer noch baumelt. Aus allen Richtungen laufen jetzt die riesigen Fähren ein, auch die Amorella ist wieder dabei. Sie tauchen auf, verschwinden hinter den Inseln, tauchen wieder auf. Es ist wieder ein Erlebnis in den großen Hafen von Mariehamn einzulaufen, in dem auch das Segelschiff Pommern festgemacht hat. Insgesamt 300 Seemeilen sind wir jetzt seit Uusikaupunki kreuz und quer durch die Schären gekreuzt.
die Pommern ist das Wahrzeichen des Westhafens von Mariehamn
"Nacht" im Hafen von Mariehamn

Um 14.45 Uhr liegen wir am Schwimmsteg, Blick zur Pommern und den an- und ablegenden Fähren. Bei uns gibt es Mittagessen, ein Mittagsschläfchen und dann stellt sich die Frage, wer von uns auf den Mast muss und den Radarreflektor neu befestigen. Ich darf rauf, mit Werkzeug und dem kleinen Fotoapparat. Mit Klettergürtel und Bootsmannsstuhl doppelt gesichert, zieht mich der Skipper am Fall hoch, über die Winsch, weil ich ganz schön schwer werde. Nach der Hälfte reicht es mir eigentlich, aber meine Baustelle ist auf 18 Meter Höhe. Weiter - Stop. Während der Arbeit braust ein Motorboot vorbei, die Wellen lassen mich oben schaukeln, die Vorstellung bei Seegang hier oben zu sein, lässt mich schaudern. Jetzt noch kurz die Aussicht von oben genießen über den Hafen, die Pommern und runter auf unser kleines Schiffchen - und ab geht die Post, runter den Mast.
eine Grossmutter 18 m hoch auf dem Mast sieht man eher selten
da ist unten alles ganz klein

Wir radeln dann in die gepflegte Stadt über die breiten leeren Straßen, wir brauchen noch Proviant. Im Hafenlokal essen wir Lachs. Auch bekommt MOMO heute wieder ihren Wintergarten, die Kuchenbude angebaut, denn morgen soll es regnen.
Freitag, der 29. Juni wird zum Hafentag in Mariehamn. Wir sind heute in der Ferne frischgebackene Großeltern geworden. Unser Sohn Florian und Christine, die in New York leben, haben eine LILLI bekommen. Wir wollen zur Feier des Tages in die Disco, aber am Abend schüttet es so, dass es Oma und Opa dann doch zu ungemütlich ist.
das ist Lilli an ihrem ersten Lebenstag

Am 30. Juni immer noch Regen, das wird dann ein Wasch- und Schreibtag. Der Hafen wird immer voller, vor allem unsere Stegseite, mit der guten Seite zum Wind, ist voll belegt. Da kommt noch der Weihnachtsmann mit seinen Knechten (Skipper mit rotem Overall und langem weißen Bart) und quetscht sein Schiff in eine Lücke, die nicht mal halb so breit ist wie sein Schiff und hängt sich auch noch an unsere Boje. Die ganze Reihe der am Steg liegenden Schiffe wird auseinander gespreizt, alle liegen Bootswand an Bootswand, dass die Fender nur so knarren und quietschen. Auf der anderen Seite des Stegs hätte es aber Platz gehabt!

wir tanken voll - hinter uns die Pommern

Am Sonntag, dem 1. Juli, verlassen wir Mariehamn und Aland und setzen Kurs auf ARHOLMA, Schweden. Wir tanken noch 232 Liter POLTTOÖLJY (Diesel), der immer noch wesentlich günstiger ist als in Schweden, aber doch teurer als im vergangenen Jahr. Deshalb kommen wir erst nach 9.00 Uhr weg. Wir haben Ostwind und schaukeln heute in den Wellen. Der Skipper setzt nach wenigen Meilen einen neuen Kurs ab auf KAPELLSKÄR, damit wir den Wind 20 Grad vorlicher bekommen, so laufen wir bei Windstärke 4 mit 6 Knoten Geschwindigkeit wieder Schweden entgegen. Wir wechseln die Gastlandflaggen aus und überholen das Segelschiff Blue Sun und sehen, wie uns die Besatzung fotografiert. Schnell setzt Uwe eine Funkspruch ab, dass wir gerne die Fotos hätten. E-mail Tausch über Funk, fotografieren jetzt auf beiden Schiffen. Gabriele und Hans auf der Blue Sun kommen aus Hamburg. Sie machen tolle Fotos von der Momo - vielen Dank
Momo unter voller Besegelung

Ein Großsegler kreuzt unseren Kurs, als wir den 59. Breitengrad unterschreiten. Momo läuft und läuft heute, toll. Im Fjord nach NORRTÄLJE liegt der große Hafen GRADDÖ, dort treffen wir unseren Nachbarn aus Mariehamn wieder und machen neben ihm fest. Es ist ein Berliner Ehepaar, sie sind heute früh um 6.00 Uhr in Mariehamn Richtung Arholma gestartet und mussten die ganzen 40 Seemeilen unter Motor laufen, kein Wind. Welch ein Glück, dass wir getankt haben und erst um 9.00 Uhr los gekommen sind und unseren Kurs 20 Grad südlicher gelegt haben, dadurch hatten wir herrlichstes Segelwetter. Wie es so schön heißt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
ein finnischer Gaffelschoner kreuzt unseren Kurs

2. Juli, Montag. Nach den großen Häfen ist es an der Zeit mal wieder einen kleinen Naturhafen anzulaufen, EKBACKEN auf der Insel ÄNGSÖ, im kleinsten Nationalpark Schwedens. Um die Mittagszeit müssen wir dort sein, um noch einen Platz zu bekommen. In Schweden haben jetzt alle miteinander Ferien und wie bei uns Autobahnen und Rastplätze, sind hier die Wasserstraßen und Hafenplätze voll. In der Hauptwasserstraße durch den Furusund ist auch die Hölle los. Maschine ist angesagt, kein Windhauch, die Sonne knallt heiß ins Cockpit, nur der Fahrtwind bringt etwas Kühlung. Um 11.15 Uhr fahren wir weg vom Fahrwasser und nach Beschreibung finden wir unseren Steg zwischen Inseln und Miniinseln hinter einem Schilfgürtel. Drei Boote sind uns soeben begegnet, das bedeutet Platz für uns. Nur ein Schwede auf einer Bavaria ist noch da, breit, breiter Querstreifen.
im Furusund treffen wir Inge und Peter, unsere Stegnachbarn von Mariehamn und Graddö mit ihrer Najad

Nur eine Nacht darf man hier bleiben. Zwei rote Häuschen stehen neben dem Steg, in einem davon ist ein "Naturum" eingerichtet. Man erfährt, dass Ängsö ist eine Schutzzone für Höhlenbrüter ist. Hinter dem Schilf stehen riesige Eichenbäume, blaue Glockenblumen und Margariten wachsen. Ängsö wird die "Wieseninsel" genannt. Seit 1725 ruderten Schnitter von der Nachbarinsel herüber, machten Heu und ließen dann Vieh weiden. So wurde die Ausbreitung des Waldes verhindert, der auf den meisten anderen Inseln ja überwiegt. Unser Thermometer liegt in der Schublade im Salon und misst 22 Grad, dann 37 Grad im Cockpit im Schatten und 44 Grad in der Sonne. Die Gelegenheit zum Baden in der herrlichen, einsamen Bucht, Spazierengehen durch die Wiesen, den Wald und am Ufer entlang. Ein Bauernhof - keine Autos - keine Menschenseele unterwegs. Ganz selten trifft man auf den Inseln Kühe an, heute aber sehen wir ein paar und die stehen bis zum Bauch in der Ostsee. Bis gegen Abend sind 4 weitere Boote da, ein weiteres läuft noch ein. Die vier Mann Besatzung sind sofort beim Anlegerwhisky aus dem Saftglas, dann springen alle ins Wasser, was so durstig macht, dass gleich die 2. Flasche Whisky nachgefüllt wird. Die Crew der MOMO ist verwundert wie gesprächig der Skipper auf einmal ist, mit jedem Schweden hält er einen small talk, auf englisch, der weit über das Übliche - woher und wohin - hinausgeht. Wenn man einen Schweden anspricht, ist er gesprächig, ohne Ausnahme. Von sich aus, sagt ein Schwede nie ein Wort, höchstens "hey, hey", was soviel heisst wie "hallo, hallo".
Fazit: Die Insel Ängsö zählt zu den Topplätzen unserer Reise.
Ängsö ist der Geheimtip eines schwedischen Seglers und gehört zu den Topplätzen der ganzen Reise
jetzt wissen wir, warum die Butter in Schweden salzig ist

ein bisschen wie auf der schwäbischen Alb

mit 18° hat das Wasser jetzt endlich eine angenehme Badetemperatur

3. Juli, Dienstag: Sonne scheint, Heckanker auf, er ist überzogen mit hellgrauem Schlamm, zementartig, so fest hat der Anker auch gehalten über Nacht. Bis zur Insel SÖDER LANGHOLM (gegenüber Finhamn) möchten wir heute kommen. Dazu queren wir den Furusund und suchen die Einfahrt. Noch sind die Inseln in Deckung mit dem horizontalen Einheitsbrei. Der Durchschlupf ist erst kurz davor erkennbar und aus der Baumlinie schält sich unsere gesuchte Inseln Aspön heraus. Es gibt keine Markierung mehr. Davor liegen nochmal zwei kleinere Inseln. Wir fahren "locker" durch, streiten aber wie man um den nächsten Stein herum fährt. Sorgen sind das hier! Dann eine Richtungsänderung bei der Blabärskäre (Heidelbeersschäre) Richtung Süden. Wir haben wieder ein betonntes Fahrwasser, zum Glück, in zum Teil recht engem Zick-Zack segeln wir um die kleinen, flachen, meist baumlosen Außenschären, die nur von Vögeln bewohnt sind. Viel Verkehr hier, richtig eng, mit Gegenverkehr und Überholen. Ständig ist man am Grüßen der vorbeikommenden Schiffe. Die maritime Mode hier für alle Figuren ist quer gestreift. Quer gestreifte Hemden, rot-weiß, grün-weiß, blau-weiß, schmal und breit gestreift, das erinnert mich an die vielen Leuchttürme, auch alle quer gestreift
Um 12.00 Uhr kommen wir auf unserer Insel Söder Langholm an, wir werfen unseren seit gestern zementfarbenen Heckanker aus. Unsere Bucht ist umgeben von hohen, total glatten Klippen, die bis ins Wasser laufen. Als Erstes muss ich Schwimmen. Im Wäldchen oben auf den Klippen finden wir die ersten reifen Heidelbeeren. Dann lassen wir heute einmal das Dinghy ins Wasser und fahren zur Paradiesbucht, einer der beliebtesten und deshalb natürlich auch meistbesuchten Ankerbuchten im Stockholmer Schärengarten. In unserer Bucht ist es da schon viel ruhiger: der schwedischer Nachbar spielt Akkordeon und Kinder spielen Fußball mit Handicap auf der mit 40 ° geneigten Klippe, immer mal wieder rollt der Ball, wenn sie zu langsam sind, ins Wasser hinab.
wir haben mal wieder einen Halo um die Sonne - was der wohl bringen wird?
Söder Langholm mit seinen glatt geschliffenen Felsen
mit dem Dinghy geht`s zur Paradiesviken ...
... und die ist voll!

4. Juli, Mittwoch. Wir legen ab mit Kurs Süd und segeln hoch am Wind mit 6 Knoten, vorbei am Leuchtturm Fjärdhallen im Jungfrufjärden (die Bezeichnung "Jungfru" mögen die Schweden wohl sehr) zur Insel UTÖ; Nordhafen. Unterwegs zwischen den Inseln fragen wir uns, ob die Stockholmer oder die Schären von Turku schöner sind. Schöner sind die, die im schönsten Licht stehen. Da wir heute Schwarz/Weiß Bilder sehen, sind im Rückblick die Turku Schären schöner, aber das kann sich schon morgen wieder ändern. Tatsache ist, dass die Turku Schären höher sind und mehr Nadelbäume darauf wachsen.
unterwegs durch die Aussenschären

Von weitem sehen wir die Windmühle von Utö als Landmarke stehen und obwohl wir heute schnell sind, für ein Segelboot natürlich nur, sind wir heute zu spät dran, alle Boote stehen dicht an dicht vor Heckanker am Steg. Laut Handbuch passen über 300 rein und die scheinen schon alle da tz sein. Mist, was nun? Vor allem ist jetzt wieder schlagartig dichter Nebel aufgezogen. Da winkt uns ein schwedisches Schiff, das längsseits am Stegkopf steht. Wir machen als Päckchen fest. (Das bedeutet, dass unsere Leinen am anderen Schiff festgemacht werden, zum an Land gehen müssen wir dann aber immer über das fremde Schiff steigen) Auf dem schwedischen Schiff wird deutsch gesprochen, es ist eine 7-köpfige Chartercrew aus Hannover. Einer erzählt ein tolles Rezept: Nudeln mit Ei. Das haben die anderen Crewmitglieder noch nicht gekannt. Die Cockpits liegen so dicht beieinander, dass wir das jetzt auch kennen! Leider müssen wir aber kurz darauf nochmal umparken, da wir zu weit in die Wendefläche der Ausflugsschiffe hinein ragen. Jetzt sind wir ein deutsch/amerikanisches Päckchen.


Die Insel Utö erhob sich vor etwa 10.000 Jahren aus dem Meer. Schon im 12. Jahrhundert wurde hier Eisen gewonnen und bis 1879 Eisenerz abgebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts verwandelte sich die Insel in einen Badeort der Städter aus Stockholm. Die Insel ist 10 km lang und 240 Einwohner leben hier ganzjährig. Mit den Ausflugsschiffen kommen täglich neue Besucher. Die Skärgardsstifung hat den nördlichen Teil Utös mit hundert Gebäuden erworben, mit dem Ziel, der breiten Öffentlichkeit die Insel als Ausflugsziel zugänglich zu machen.
Wir wandern abends noch zur Mühle (Kvarn) aus dem Jahr 1791 hoch, weiter über die Lurgatan mit den alten Arbeiterwohnungen aus dem 18. Jahrhunder. zum Utö Värdshus, einem traditionellen Schärenrestaurant. Im Garten spielt eine schwedische Band und wir gesellen uns zu den vielen Zuhörern und genießen den warmen Abend. Uwe gefallen nur die jungen (bis 30 jährigen) Schwedinnen.
auf Utö liegen wir im Päckchen mit einem Amerikaner
Utö ist eine der Lieblingsinseln der Schweden

5. Juli, die Crew hat Geburtstag und bekommt einen Hafentag auf Utö und ein Geschenk aus der Hafenboutique. In der Bageri kaufen wir einen Erdbeer-Geburtstagskuchen. Das Schicksal wollte es, dass wir gestern keinen eigenen Platz vor Heckanker mehr ergattern konnten, heute sind wir froh längsseits am Amerikaner zu liegen, denn der Wind und der Schwell im Hafen macht so manchen vor Heckanker liegenden Booten schwer zu schaffen.
Die deutsche Crew liegt auch noch da und hat noch "große" Wäsche im vollbesetzten Hafen. Drei Tage sind sie unterwegs, jetzt hängen sehr dekorativ an der Schiffsreeling 4 blütenweiße Schießer- Doppelripp-Unterhosen, ca. Größe 46, zusammen mit einem BH und einem Unterhemd an der Schiffsreeling, aber sie fahren ja unter schwedischer Flagge, so braucht es ihnen ja nicht peinlich zu sein. Nur wenige Schiffe verlassen bei dem starken Wind heute den Hafen, auch wir wandern lieber über die Insel zum Strand mit den tollen Klippen und dabei kommen wir an den Bergwerkslöchern vorbei. Sie sind mit Wasser gefüllt und bis zu 215 Meter tief. Abends spielen die Beatles im Garten des Wirtshauses. Sie spielen fast so gut wie die Echten - damals. Viele blonde Kinder sind mit ihren Eltern hier und freuen sich, dass endlich Sommer ist.
die flotte Oma hat Geburtstag

Abend auf Utö

Am Freitag, dem 6. Juli binden wir uns los vom Päckchen der amerikanischen "Witch of Pongo" mit Kurs NYNÄSHAMN, der Hafen liegt jetzt bereits zum 3. Mal auf unserem Weg. Grau das am Horizont verschwindende Land mit der Windmühle, grau das Wasser, ohne Sonnenlicht. Eine schöne ruhige Fahrt, nur der Klüver ist gesetzt, trotzdem laufen wir 5 Knoten schnell. Im Vergleich zu Mitte Mai ist der Hafen jetzt voll, auch die Häuschen an der Hafenmeile sind jetzt alle geöffnet. Wir essen einen Fisch in der "Rökeri" und bereiten unsere morgige Fahrt durch die Schären vor.
7. Juli Ablegen nach TROSA. Alles grau, Nieselregen, feucht, nass, pfui. Jeden Tag fällt jetzt das Barometer weiter. Aber Wind gibt es, mit bis zu 7 Knoten segeln wir durch die heute trist wirkende Schärenlandschaft. Herrliche Landschaft, schöne Häuser mitten im Grün und gleichzeitig am Wasser. Sicher ein Traum bei Sonnenlicht. Der große Hafen ist voll, bis zum Abend ist jede Boje belegt. Zur Hafenanlage gehören Cafes, Eisdielen, Souvenirläden. Wir laufen am Kanal entlang, der die Stadt durchzieht, kleine Motorboote, die unter den Brücken durchpassen, liegen an den Ufern. Immer wieder regnet es, sonst wäre bestimmt mehr los hier. Ein schönes Städtchen mit alten Holzhäusern und großen blühenden Gärten, süßen Cafés und gemütlichen Kneipen, wie dem Antons Krog und dem Stadshotell. Es gießt in Strömen jetzt und wir verziehen uns aufs Schiff.
jetzt ist endgültig die Hochsaison ausgebrochen in Schweden
Trosa ist ein ganz goldiges Holzhausstädtchen

8. Juli, Sonntag. Auch heute herrscht Einheitsgrau. Trotzdem will der Skipper in das Naturschutzgebiet STENDÖRREN zum Ankern, in eine einsame, für den in der Nacht angesagten Wind, geschützte Bucht. Wir segeln durch den Stadsfärden zurück, treffen vor der Durchfahrt Särvsundet auf über 100 Schärenkreuzer, die uns alle entgegen kommen. Wir fahren mit 6 Knoten und Backbordschoten und haben zum Glück das Wegerecht (Vorfahrt) in dem Gewusel. (Wegerecht: Backbord- vor Steuerbordbug, Lee vor Luv) Wir kommen in ein wunderschönes Naturschutzgebiet, glatte, blank polierte, steil ins Wasser abfallende, rötlich marmorierte Felsen und Klippen, nur von Vögeln bewohnt. Wir streichen die Segel und tasten uns langsam mit Maschine in den ÄSPSKÄR FLADEN und hoffen, dass auch wirklich kein gefährlicher Stein in der Bucht liegt. Vier Schiffe haben am Felsen unter Heckanker festgemacht, einer ankert frei, auch unser Buganker fällt auf 4 Meter Tiefe mitten in der Bucht. Position 58°44'50 N, 17°22'44E.
so stellt man sich das Ostseewetter vor, aber wir hatten das bisher nur ganz selten
alle entgegenkommenden Segler müssen uns ausweichen, weil wir den Wind von Steuerbord haben

Das Naturreservat Stendörren umfasst etwa 900 ha Küsten- und Schärenlandschaft. Der Begriff Stendörren bedeutet "Tor" zum Meer, am schmalsten Teil des Sundes. Zum größten Teil handelt es sich hier um unberührte Natur. Strandwiesen, üppige Fichtenwälter, schroffe Felslandschaften mit Krüppelkiefern und Flechten. Das Meer ist weder Süß- noch Salzwasser (Salzgehalt 0,6 %), der Artenreichtum ist daher begrenzt. An Tieren treffen wir die Seeschwalben, Eiderenten, verschiedene Möwenarten und manchmal sehen wir auch Seeadler kreisen. Kein Schiff an unserer Seite, wie im Hafen, das genießen wir heute, trotz des trüben Wetters. Nur mit unserem Schlauchboot kommen wir ans Ufer zu einer Erkundungstour, die es uns jedoch bald verregnet, also wieder zurückpaddeln. Gegen Abend läuft in "unseren" Fladen noch eine tolle deutsche Zweimast-Bark ein, mit 10 Pfadfindern an Bord. Baden macht uns heute nicht an, wir ziehen eine Dusche im Cockpit vor, als plötzlich ein, dann zwei Regenbogen aufziehen. Es war eine gute Idee, trotz des mäßigen Wetters hierher zu segeln. Herrlich, der Aspskär Fladen.

Regenwetter im Äspskärfladen
die Abendsonne bringt doch noch herrliches Fotolicht

9. Juli, Anker auf - er hat gut gehalten heute Nacht. Wir ziehen die Kette und den Anker mit viel Schlamm hoch und fahren, wieder herrscht heute Dunst und Nieselregen vor, einen kurvenreichen Weg durch den engen Espskärksklubb, mal wieder vorbei an einer XYSkär und hundert anderen.
Außergewöhnlich schön, naturbelassen, nur die Sonne fehlt. Wir laufen die Stadt NYKÖPPING an, mal wieder. Wir haben eine Reise hinter uns, die durch Einfachheit bestochen hat und jeder Tag ähnlich und doch wieder anders war. Hier unterbrechen wir kurz für 10 Tage unseren Törn, warten bis sich die Schweden in ihrem Urlaub etwas verlaufen haben und hoffen, dass auch die Sonne dann wieder kommt. Wir verlassen Momo am 11. Juli gut vertäut im Hafen, sind in 10 Minuten am Flughafen Skavsta und tauschen unser langsamstes Fortbewegungsmittel in das Schnellste um: 1 Stunde 50 Minuten dauert der Flug, durch die Wolken. Durch das Wasser braucht Momo Wochen dazu.