von Öregrund zur Höga Kusten

von Öregrund geht es durch die Bottensee zur Höga Kusten

Am Donnerstag, nachmittags, 31. Mai, genau um 16.00 zieht jemand plötzlich den weißen, fast blickdichten Vorhang auf. Die Lebensgeister erwachen, die Planung zur Abreise aus Öregrund, unserem einwöchigen Wohnort, läuft

Samstag 2.Juni, endlich wieder Sonne. Wir verlassen am frühen Morgen Öregrund mit nördlichem Kurs zur Insel STORJUNGFRUN. Wir laufen mit über 6 Knoten schnell nach Norden, hohe Wellen kommen uns entgegen, flachen sich zum Glück ab, werden lang gezogen und weicher und die Fahrt wird angenehmer. Um 8.40 Uhr haben wir das Kernkraftwerk Forsmark querab, bekannt von dem Störfall im August 2006, in der Zeit sind wir gerade in entgegengesetzter Richtung gefahren.

Jetzt herrschen klare Verhältnisse, das Ufer mit einer Linie, dahinter rauchende Kamine, und dann das Meer. Das Inselgewirr ist weg. Nachmittags wird die See noch ruhiger, Sternchen tanzen im Sonnenstrahl auf dem Wasser. Wir passieren die Tonne Utknallen und kurz darauf überqueren wir den 61. BEITENGRAD. Das Meer verändert sich nun zu einem zähen Wackelpudding, Momo schäumt die Masse auf. Wir streichen die Segel, da tauchen plötzlich zwei Seehunde aus dem kalten Wasser auf. Um 18.40 Uhr sind wir fest, nach langen 62 Seemeilen, am neuen Betonsteg auf der rauen Insel Storjungfrun. Leuchtturm, Steine, Urwald, wenige Häuschen, hunderte Möwen und Schnaken, das ist Storjungfrun. Wir freuen uns wieder da zu sein und hoffen, diesmal ein Foto vom Leuchtturm schießen zu können, wie sich bei Nacht das Richtfeuer in der runden Bucht spiegelt. Uwe steht extra um 1.00 Uhr auf, aber es ist fast Tag hell, dunkler wird es nicht mehr, und die Spiegelung kommt nicht rüber.
Wir sind wieder in Storjungfrun, einer ganz spröden Schönheit

dunkler wird es nicht mehr in der Nacht

Sonntag 3. Juni., nächste Etappe ist Mellanfjärden auf 61°57,41N und 017°20,57E und ganze 52 Seemeilen nordwärts. Zuvor noch ein gemütliches Knäckebrotfrühstück im Cockpit untermalt vom Gekreisch der wahnsinnig vielen Möwen. Es klingt mehr nach dem Quietschen meiner gelben Badeente zu Hause. Nach dem Knäckebrotfrühstück geht`s los

In kurzen Hosen fahren wir los, ab heute ist Sommer.
Durch ein spiegelblankes, bleiernes Wasser pflügt Momo und verursacht die einzigen sichtbaren Wellen. Später bekommt die Oberfläche eine „Gänsehaut“ und darauf gut sichtbar, die Köpfe von drei Seehunden. Die Küste hat sich verändert, hohe bewaldete Berge, Geröllfelder (Klapper - auf schwedisch) am Ufer, auch gibt es wieder Steine im Wasser, denen wir ausweichen müssen. Plötzlich sehen wir eine ganz verrückte Fata Morgana am Horizont, es sind wohl Spiegelungen. Die Bäume die auf den flachen Inseln stehen, hängen in einer Linie von oben herab, wie an einem Faden. Schön, so in den Abend hinein zu segeln.
Das Wasser bekommt eine Gänsehaut ...
... glitzert und Kullerstein liegen auch wieder rum
Den ganzen Tag begleiten uns Luftspiegelungen

Nach dem langen Trip, sind wir im Hafen von Mellanfjärden allein, nur unser schwedischer Nachbar von Storjungfrun kommt später noch mit seinem Schiff Spirit of Heaven und seinem Hund mit den „Pelzstiefeln“ an den Füßen.

Die Vegetation ändert sich - Mellanfjärden liegt schon ziemlich weit nördlich

am Montag 4. Juni., legen wir in Mellanfjärden ab, Ziel HARNÖSAND, die Pforte zur HÖGA KÜSTEN. Der angekündigte Südwind der Stärke 2-3 ist zu schwach für unser schweres Schiff, wir motoren. Unser Skipper sucht und kruschtelt unterwegs unter Deck herum. Nochmal einen Tag lang motoren? Nein! KLAR ZUM SPI SETZEN, kommt dann das Kommando!

Der Spi ist unser Spinnakersegel, das seit Jahren unter der Sitzbank verstaut ist und noch nie seinen Einsatz hatte. Dieses ganz leichte Polyestersegel liegt jetzt in seinem ca. 18 Meter langen Bergeschlauch mit den passenden Schoten auf dem Boden im Salon. Durch das geöffnete Lukenfenster wird es dann zum Setzen hochgezogen.
Jetzt kommt richtig Arbeit auf uns zu: Uwe bringt die Barberholer (Beiholer) an der Fussreeling an. Mit diesen wird die Schot und der Achterholer heruntergehalten.

Nun klart er das Spigeschirr (zum zähmen des Pferdes): Am Schothorn des Segels endet die Leeschot und am Segelhals die Luvschot, auch Achterholer genannt, diese Schoten führt er durch die Barberholer zurück zum Cockpit und dort über zwei Blöcke auf die Winschen. Jetzt zieht Uwe den Spi mitsamt dem Bergesack hoch. Dann noch denToppnant oben am Spikopf einhängen. Dazu braucht man alle Hände, wir haben leider ganze vier, weshalb das komplizierte Anschlagen dieses MONSTERSEGELS seither immer vermieden wurde. Ich klinke den Spibaum aus dem Beschlag am Mastfuss. Der Baum ist aus Aluminium, hat einen Durchmesser von 10 cm und ist ungefähr so lang wie der Abstand vom Mast zum Vorstag, also 5 Meter. Uwe zieht den Baum am Fall so weit hoch, dass ich ihn mittschiffs zum Vorstag führen und den Niederholer in das Auge einklinken und die Luv-Schot (Achterholer) in den Klaubeschlag des Baumes einpicken kann. Das ist eine ziemliche Turnübung vorne am Bug, immer mit der Hoffnung verbunden, dass der Skipper auch ja das Fall fest in der Hand hat, sonst knallt der Baum auf meinen Kopf. Alles ist eingehängt, jetzt wird der Baum waagrecht zur Luvseite festgesetzt und ich darf wieder ans Steuer und den Autopiloten ablösen.

Nun kommt der spannende Moment. Uwe zieht den Bergesack hoch, der Atem setzt einen kurzen Augenblick aus, als sich das 110 qm große riesige, rot/blau/türkisfarbene Segel knisternd im Wind aufbläht. Sauber steht es weit vor dem Schiff, das Tuch hat noch eine leichte Knitteroptik, aber das bügelt der Wind schnell aus. Unser SPIMANÖVER hat auf Anhieb geklappt. Faszinierend, wie das farbige dünne Segel mit wenig Wind das Boot zur Höchstleistung treibt. Unser eintöniger Motortag ist plötzlich spannend. Auch der Basilukumtopf hat einen würdigen Hintergrund bekommen.

sieht noch ziemlich chaotisch aus...

aber dann ...
... steht er wie eine Eins und zieht mit Macht
und der Basilikum hat einen hübschen Hintergrund
Den Adenauer mögen sie besonders!

Zwei Stunden lang hält der Raumschot-Wind durch, dann kommt absolute Flaute, verbunden mit einer Mückeninvasion. Überquerung des 62. Breitengrades!
Dann Bergen des Spi, durch das Fenster, hinunter ins Cockpit. Wir setzen ihn aber noch zwei Mal im Laufe der Fahrt. So sind wir beschäftigt und bekommen Routine und Erfahrung.

Leider auch eine Bittere: beim dritten Mal bergen und endgültigem Wegpacken will ich den Spinnakerbaum eben am Mast in den Beschlag einführen, da lässt Uwe ihn am Fall ab und wie ein Fallbeil rast der 5 Meter lange Baum aus nur 1-2 cm!! Höhe auf meinen Mittelfinger, warum der Finger unter dem Baum war, weiß ich nicht, die Fingerkuppe platzt auf, ich schreie auf und rase direkt zum Kühlschrank und kühle die Wunde mit einer eiskalter Bierbüchse. Schade, dass der erfolgreiche Tag so enden muss. Wir haben zum Glück Klammerpflaster an Bord, der Skipper, als Hobbychirurg hätte mir am liebsten eine Betäubungsspritze gegeben und die Wunde erst glatt geschnitten – aber nicht mit mir. Tapferes Mädchen - unter dem Verband sieht`s ziemlich übel aus

In Harnösand haben wir uns zur Brückenöffnung um 19.30 angemeldet, sehr eng ist es dazwischen. Wir fahren am einzigen Sail Inn Mc Donalds vorbei und legen nach der Zweiten Brücke in der Stadt an. Inzwischen hat die Crew der Momo nur noch eine brauchbare Hand, das ist verdammt wenig. 48 ereignisreiche Seemeilen liegen hinter uns, vor uns nur noch der Mc Donalds mit 2 Fischburgern. Harnösand ist schön gelegen, besteht aber hauptsächlich aus Bausünden
Heute bleibt die Pantry kalt, es gibt Fishmac und ein Eis

WIR SIND IN DEN HÖGA KÜSTEN, dem Weltnaturerbe. Vor dem Festland liegen wieder viele, hohe Inseln. Jedes Jahr werden sie durch die Landhebung nochmal 8 mm höher. Das läppert sich ganz schön! Im Laufe der Zeit werden dadurch immer mehr Meeresbuchten abgeschnitten, das Land wächst allmählich zusammen und die Berge werden höher. Vor 9600 Jahren, als die Küste begonnen hat sich zu erheben, bedingt durch die Schmelzung des 3 Kilometer dicken Eises, das auf dieser Küste lag, war das Landschaftsbild ein anderes. Nirgends auf der Welt gibt es so viele Gesteinsarten, auf so einer kleinen Fläche. Ganz typisch für dieses Gebiet ist der rote Rapaviki-Granit. Gebirgs- und Binnenlandvegatation findet man hier. Bären, Biber, Dachse, Luchse, Rehe und Elche sind in den Höga Küsten zu Hause.

Der Rapaviki-Granit ist Lachsrot
Enten, Gänse, Lummen ... und anderes Fluggerät


Am 5. Juni verlassen wir die Stadt HARNÖSAND nach einem kurzen Rundgang - viele Bausünden stehen hier rum. Endlich sind wir in den Höga Küsten und fahren los, ohne genaues Ziel, wollen mal sehen wo es uns gefällt. LUSTHOLMEN, der Platz des Segelclubs gleich um die Ecke, liegt ganz herrlich, mit Sandstrand zwischen Insel und Festland. Wir segeln jedoch weiter, die Landschaft sieht jetzt aus wie am Forggensee/Allgäu, meint der Skipper, sogar mit Wiesen. Dann unter der längsten und höchsten schwedischen Hängebrücke durch, der Högakustenbron. Sind wir im Schwarzwald? Wald soweit das Auge reicht, immer neue dicht bewaldete Inseln, dazwischen fahren wir in den tiefen Sunden. Toll, dass in der Höga Küsten das Wasser fast überall, meist bis dicht an die Inseln ran um die 50 Meter tief ist, das macht das Segeln wesentlich entspannter. Ganz versteckt liegt Lövvik, ein kleiner Steg, 3 Häuschen, Schilf, Enten – sehr idyllisch– aber wenn wir stecken bleiben? Hier ist es ausnahmsweise mal flach. Zurück wieder nach Lustholmen, vorbei an der fast kahlen, gespenstischen weißen KORMORANINSEL.Die Höga Kusten Bron ist eine der grössten Hängebrücken der Welt

Die Kormoraninsel, im Moment ist leider nur einer zu Hause

Am 6. Juni. herrscht Starkwind aus Nordost. Genau in diese Richtung möchten wir aber. Deshalb legen wir erst mittags ab, als der Wind nachgelassen hat. Wir kreuzen den Fjord hoch, ohne Vergnügen. Der Skipper verspricht: draußen wird es besser. Denkste. Die Wellen haben eine lange Anlaufstrecke (Fetch) hinter sich und knallen jetzt auf die Höga Kusten. Sie sind völlig konfus, kurz, steil und bis zu zwei Meter hoch. Wir werden durchgeschüttelt und beißen uns dauernd fest, weil der Wind nur noch schwach weht. Also umkehren!

Um 4.00 Uhr nachmittags liegen wir wieder friedlich an der Boje in LUSTHOLMEN und gehen spazieren. Ein unbekanntes Flugobjekt kommt auf uns zugeflogen. Ein Ultraleichtflieger, aber der sieht komisch aus. Beim näher kommen sehen wir den Piloten in einem darunter hängenden Schlauchboot sitzen!

Abend in Lustholmen
Ob das wohl ein Serienmodell ist?
Da ducken sich die Kormorane lieber ganz tief

Donnerstag, 7. Juni. Der Absprung von Lustholmen gelingt, der Südwind bringt uns mit 7,6 Knoten am höchst gelegenen Leuchtturm Högbonden vorbei bis zur engen Einfahrt in den ULVÖN SUND. Jetzt bergen wir die Segel und motoren langsam durch das flache Gewässer im Sund zum kleinen Ort Ulvön, noch vom letzten Jahr bekannt mit der Geschichte von den Stinkefischen. Vor dem gleichen Holzhaushotel legen wir auch wieder an. Leider hat es noch geschlossen und Bojen sind auch noch keine ausgelegt, also längsseit an den selbst für Momo zu hohen Steg. Wir können die Holzpfeiler-Unterkonstruktion des Hauses vom Salon aus sehen. Högbonden, Schwedens höchster Leuchtturm
Wir sind wieder in Ulvön und der Skipper freut sich, weil er letztes Jahr das Schiff hier nicht verlassen konnte
Momo ganz allein vor der libanesischen Pizzeria
Der Blick von der Achterkajüte in den "Keller" des Holzhauses

Nebenan in der Pizzeria wird gebaut, wir kommen ins Gespräch mit den Pächtern, es sind Libanesen. Wir fragen ob es irgendwo eine Dusche gibt, worauf wir eine negative Antwort bekommen, nach kurzem Überlegen, sagt der Chef, dass wir seine eigene Dusche benützen dürfen. Uwe freut sich, sagt wir kommen nachher und ob wir auch was essen könnten. Auch das geht. Vorher wandern wir durch die ungeteerte autofreie „Hauptstraße“, vorbei am Surströmming Cafe Mäsen und den zwei alten Kirchen. Der steile Weg führt hoch zum Leuchtturm,dem LOTSSTUGAN. Hier werden wir mit einer eindrucksvollen Sicht über die Höga Küste belohnt. Von oben liegen die Inseln wieder ganz übersichtlich da, nicht so ein Wirrwar wie der Blick vom Schiff aus.

Nun zurück zu unserer Duschgelegenheit. Die Lokaltüre wird uns aufgeschlossen und wir werden durch einen Flur, voll mit Brettern, Vorräten, Karotten und Putzmitteln zum Bad geführt. (Ich klemme die Augen zu, damit ich alles nicht so genau sehe, nachher gibt’s ja noch Essen!!) Auf die Dusche möchte nicht näher eingehen. Nur so viel, es war keine gute Idee. Zum Essen gibt es verschiedene Pizzasorten und Hamburger, wir entscheiden uns für eine Pizza, die kommt ja aus dem heißen Backofen, den Krautsalat lehnen wir ab. Den Innenraum des alten schwedischen Holzhauses schmückten die libanesischen Landsleute mit Bildern und Farben nach ihrem Geschmack. Die Jungs sind wirklich nett, kommen aus dem Libanon in das kalte Schweden, haben mit der Pizzeria zwei Monate Saison und suchen sich für den Winter einen anderen Job.
Unser Blick vom Lotsenberg auf Ulvön

Freitag 8. Juni. Wir starten zu unserer kürzesten Reise bisher, nur um die Ecke herum, zur Insel MJÄLTÖN, der höchsten Insel in ganz Schweden. Etmal 4 Seemeilen. Am 1. August. 06 waren wir schon mal hier, damals mit unserer Crew Ursel und Adolf und dem schmerzgeplagten Skipper. Heute geht es ihm gut und wir stehen wieder am gleichen Steg, als Ausstieghilfe liegen immer noch die dicken Birkenscheiben da. Uwe wirft den Heckanker in das Wasser, das Echolot meldet 1,60 m (wir haben 1,65 eigentlich), also kein Wasser unterm Kiel, aber noch schaukelt Momo. Tagsüber gehört uns die Bucht ganz allein. Wir sonnen uns und wandern gegen Abend auf die Bergspitze. Zwei Stunden brauchen wir dazu, erst führt ein Pfad durch den Wald und die Heidelbeerbüsche, dann wird es immer lichter und blaue Punkte und Steinmännchen weisen den Weg über riesige glatte Felsbrocken. Am Gipfel legen wir traditionsgemäß unsere mitgebrachten Steine auf den Steinhaufen. Meinen habe ich in Dänemark gesammelt. Wir genießen und fotografieren die herrliche Aussicht, zwei Stunden später wäre das Licht sicher noch besser, aber wir wollen noch in die Holzsauna in der Bucht. Heute müssen wir nicht in die Ostsee zum Abkühlen, hinter der Bastu ist eine Dusche, mit Wasser vom herab fließenden Bach. Inzwischen sind noch drei weitere schwedische Boote angekommen, es ist Freitag und da fahren die Schweden zum Grillen. Zu einem unserer „favourite places“ gehört zweifellos die Mjältön-Bucht!In der kreisrunden Bucht liegen wir ganz allein. Die Einfahrt ist nur 10 m breit und 3 m tief
obligatorische Steinablage auf dem Gipfel des Mjältön
Wir werden belohnt mit einer überwältigenden Aussicht über die Höga Kusten

Auf unserer Wanderung weisen uns Steinmänner den Weg

Samstag 9.Juni. Wir wollen den 294 Meter hohen Skule Berget besteigen oder mit dem Sessellift hochfahren, den es hier geben soll. Dies war eine Empfehlung von Lilli, die wir im Juli 2006 in Vaasa getroffen haben. Hier am Skule Berget wurde die höchste Landhebung gemessen: 286 m, pro Jahr 8 mm! Also lag auch sein Gipfel einst unter Wasser.
Dazu laufen wir deshalb den Ort DOCKSTA an, von Weitem sehen wir schon den Hafen und die hier verlaufende E4 (Hauptstraße). Die Hafenanlage wirkt verlassen, nur ein Schiff liegt längsseits am Steg. Anlegemanöver wie immer, Crew aber zur Zeit nur mit einer brauchbaren Hand, springt auf den Steg, macht die Spring fest und da, - die Fender wickelts weg, Momo schrabbt an Haken vorbei, die auf der ANLEGESEITE am Holzbalken herausstehen. Bis zum blanken Stahl durchgekratzt! Ich habe auf die Haken nicht geachtet, da die auch an dieser Stelle absolut nichts verloren haben. Festmacherhaken sind eigentlich immer OBEN auf dem Steg montiert.
Der Kratzer braucht Rostschutz, Grundierung, 2 x Spachtel und blauen Decklack meldet der Skipper bedrückt. Kein Strom am Hafen, nur die laute Straße. Wir haben keine Lust mehr den Berg zu besteigen, wahrscheinlich hat der Sessellift auch noch keine Saison. Wir verlassen Docksta gleich wieder und kreuzen nach NORRFÄLLSVIKEN, einem von den Schweden gern besuchter Fischerhafen und einem Gästehamn mit ALLEM. Laut Hafenführer: Fischlokal, Sauna, Duschen, Elektrisch, Kiosk, frisches Bot, schöne Landschaft. Leider ist auch dort noch keine Saison, alles ausgestorben. Aber was sehe ich da beim Anlegen? Einen Steg mit Haken an der Anlegeseite schon wieder, jetzt bin ich aber gewarnt und wir bleiben von einer weiteren Schramme verschont. Nicht so der später ankommende Schwede, er scheuert auch sein Schiff auf und will jetzt einen Beschwerdebrief schreiben.


Norfällsviken ist ein altes Fischerdorf in einer geschützten Bucht
Schleifen, grundieren, spachteln, schleifen, spachteln, schleifen, lackieren....

Strom gibt es hier, was brauchen wir heute mehr für unsere Ausbesserungsarbeit! Zum Glück ist der Tag unendlich lang. Während der Trocknungszeit gehen wir zwei Stunden lang mit Wanderstiefel über die urzeitlichen Gletscherablagerungen, die Richtung weist uns ein blauer Punkt, dennoch verlaufen wir uns in dem dichten Wald. Das Geröllfeld in Norrfällsviken ist das größte zusammenhängende in den Höga Küsten. Unsere Oma ruft an, sie macht sich Sorgen wegen der Schlangen, die es in Schweden geben soll. Schöner Platz hier, aber ganz schön anstrengend über die kleinen und großen Felsbrocken zu laufen und klettern. Außer uns ist niemand unterwegs. Am Schiff bekommt Momo nochmal eine Lage Farbe und wir heute ein Malerbier. Flechten in allen Farben überziehen den roten Granit
Die Gröllfelder sind eiszeitliche Moränen, die mit der Landhebung immer weiter nach oben wandern

Heute ist die Crew platt

10. Juni. Der GOLFPLATZ ist ganz in der Nähe und die Gelegenheit für unseren Skipper mal eine Runde zu spielen. Wir wandern am Hafen los, den Wald entlang und oben, nicht weit von unserer gestrigen Wanderstrecke; liegt der Golfplatz. Uwe mietet sich die Schläger, das Greenfee ist günstig, Golf ist in Schweden Volkssport, und zusammen mit dem jungen Schweden Jonas geht’s um 11.30 Uhr los.
Beim ersten Par 4 Loch spielt Uwe noch gut, dann schwächelt er aber zunehmends und spielt immer öfter aus dem Kiefernwald. Statt Heidelbeeren suchen wir darin Golfbälle. Meist liegt der Ball auch auf „versteckten“ Steinen und der Schlag fällt recht hart aus. Auch das Fairway ist nur knapp mit Erde bedeckt, hier wird ja auch auf den Gletschersteinen gespielt und das Gras darauf ist ziemlich mager. Nur die Greens sind richtig grün, Uwe und Jonas finden sie aber zu langsam, d. h. sie putten aber nicht entsprechend. Na ja, Katastrophenrunde eben, aber sie haben ihren Spaß. Der Platz in den Schären bietet interessante Balllagen

Zurück beim Schiff, starten wir sofort, zur Insel TRYSUNDA, von der schwärmt jeder Schwede. Suppe essen wir unterwegs, während wir uns gegen den Wind mit Maschine durchkämpfen. In der malerischen Bucht stehen die Fischerhäuser im schönsten Abendlicht. Direkt hinter dem Steg ein Wanderheim, hier kann man die Küche, die Duschräume, Sauna und Tvättraum benutzen. Sightseeing Tour, vorbei an der alten hölzernen Kirche durch das Dorf, leider wirkt es ziemlich verlassen, niemand ist unterwegs, nur das Fiskemuseum ist offen. Auf dem Bottenhavet-Übersegler misst Uwe schon mal die Strecke von Trysunda nach UUSIKAUPUNKI in Finnland. Er benutzt dazu als langes Lineal den Holzstab aus unserem Bücherregal (ca. 60 cm lang) und legt ihn diagonal über das Meer (Sea of Bottnia) und stellt fest, das werden ca. 32 Stunden.Trysunda ist vielleicht der schönste Platz an der Höga Kusten


Kies- und Sandstrände wechseln sich ab, aber das Wasser wird halt nicht wärmer als 15, 16 Grad!
Das alte Kirchlein von Trysunda

Montag,11. Juni Südwind, es wird nichts mit dem Absprung nach Finnland. Wir wandern die Insel ab und wissen jetzt warum die Schweden so schwärmen, nicht wegen den gestern gesehenen Fischerhäusern, sondern wegen den roten SANDSTRÄNDEN, den dahinter liegenden glatt polierten Steinen und den vielen gepflegten Grillplätzen. An manchen Stellen müsste man bei untergehender Sonne sein, aber bis das der Fall ist, sind wir zu müde. Wieder soll uns ein blauer Punkt durch Wald und Geröllfelder führen. Irgendwie finden wir unseren Hafen jedoch wieder. Wir kommen noch an den körpergroßen fleischfarbenen Steinen am Ufer vorbei, die im vergangenen Jahr unser Mitsegler Adolf im Vorbeisegeln als „Nackerte“ gesehen hat.
Ich benutze noch die Tvätmaschine und den Waldtrockenplatz, dann bleibt noch Zeit das Schiff klar zu machen für die morgige lange Reise und zwei Saunadurchgänge müssen auch noch sein. Die Wetterberichte sind günstig, morgen verlassen wir Schweden.

Der Seewind als Wäschetrockner